Der Name SANTANA ist mir zum ersten Male aufgefallen in einer TOP 10 Auflistung des Jugendmagazins „Bravo“. Das Mag war damals so ziemlich eines der ganz wenigen Musikmagazine – der musikexpress erschien sogar noch als niederländischer “muziekexpress” mit einer deutschsprachigen Beilage in der Mitte des Heftes. Die seinerzeit noch wöchentlich immer am Donnerstag erscheinende „Bravo“ stellte die TOP 20 der beliebtesten Leserhits vor und dazu die TOP 10 Charts aus den USA, aus Großbritannien und aus Frankreich und unter den kommerziell erfolgreichsten Singles in den USA stand im März 1969 der Song „Evil Ways“ von einem Interpreten oder einer Band namens SANTANA. Der rockige Latin-Cha-Cha sollte sich über all die Jahre hinweg zu einem meiner Lieblingsstücke aller Zeiten entwickeln. Im Sommer 1969 sollte der Stern der Band beim legendären „Woodstock“-Festival aufgehen, die Gruppe ist meines Wissens nach die Einzige, die am Festival teilgenommen hat, ohne überhaupt zuvor ein Album oder eine Single veröffentlicht zu haben. Carlos Santana, Gregg Rolie, Chepito Areas, David Brown, Michael Shrieve und Michael Carabello haben am Samstag, dem 16. August 1969 mit ihrem furiosen Auftritt Musikgeschichte geschrieben und trugen den Stempel Latin-Rock in die Welt hinaus. So richtig kam die internationale Karriere dann aber erst ins Rollen mit dem Release des „Woodstock“-Soundtracks im Mai 1970 und dem zweiten Studio-Album „Abraxas“ im September des gleichen Jahres mit den unvergessenen Rock Klassikern „Black Magic Woman“, „Oye Como Va“ und dem Instrumental „Samba Pa Ti“.
Das Debüt Album der Gruppe aber bestach durch seine bis dato weitgehend nie gehörte Mixtur aus exzessiven Perkussionsorgien und melodiösem, modern-bluesigem Latin-Rock. Highlights sind neben den bereits und auch Singles ausgekoppelten Songs „Shades Of Time“, „Savor“, „Treat“ und das wie alle anderen auch von Keyboarder Rolie gesungene „You Don’t Care“. Und auch wenn Carlos Santana mit einem Gitarrenspiel den Sound der kalifornischen Rocker wesentlich prägte, war es das innovative Gesamtgefüge mit der geballten Rhythmus-Power von drei Perkussionisten, die psychedelisch perfekt passende Hammondorgel und der pumpende und zwar im wesentlichen unauffällige, aber trotzdem keine Note zu viel oder zu wenig spielende Bass von David Brown, das die Chemie der Band ausmachte und ihr den bis heute andauernden Weltruhm verlieh. Bis auf den Tieftöner, der im September 2000 im Alter von 53 Jahren verstorben ist, erfreuen sich alle anderen Original-Band-Members weitestgehend guter Gesundheit. Das innovative Cover Artwork, das auf den ersten Blick einen Löwenkopf zeigt, in dem man aber nach und nach bei näherem Betrachten immer mehr Feinheiten entdeckt, ist von Lee Conklin entworfen worden, der seinerzeit zu den herausragenden Psychdelic Künstlern gehörte und der auch heute noch aktiv ist, wie seine Arbeiten für die Band „Moonalice“ zeigen: https://moonaliceposters.com/artists/lee-conklin/
1998 ist das erste Album von SANTANA als „Remastered 30th Anniversary Expanded Edition“ auf CD veröffentlicht worden mit drei Bonus Tracks, alle Aufnahmen vom „Woodstock“-Festival und zwei davon bis dato nie auf irgendeinem Medium veröffentlicht. Noch hochwertiger ist die 2004er „Legacy Edition“ mit 2 CDs, auf denen sich alternative Takes der Original-Songs und weitere Live-Aufnahmen befinden. Gesamtgesehen gehört dieses herausragende Debüt – egal für welche Edition man sich entscheidet - für mich zu den besten 100 Rock Alben der Musikgeschichte, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde.
Jede Woche stelle ich ab sofort an dieser Stelle ein Album einer Band oder eines Acts vor, die oder der beim 3tägigigen „Woodstock“-Festival im August 1969 eine Performance abgeliefert haben. Vor allem für die Jüngeren unter Euch gibt es auf diese Art und Weise die Möglichkeit, in den kommenden 22 Wochen, sämtliche beim Festival vertretenen Acts mit ihren damals veröffentlichten Alben kennen zu lernen.
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