Als ich den neuen Sampler des Labels – nummeriert mit der Zahl 27 – aus dem Umschlag zog, war ich nicht mehr zu halten. Samstag Nachmittag – herrliche fussball-freie Zeit, eine neue (geile) Biersorte entdeckt – einfach einmal auf musikverrueckt.de bei „Bier des Monats“ nachsehen – keiner aus der Redaktion guckt hin – schnell die CD „The Finest Noise Der Sampler Vol. 27“ aus dem Stapel gezogen – rein in den Player, Bier entstöpselt – und los geht es mit: Druckvollem wuchtigen Riff Rock, bei dem die Gitarre „Ma-Mamm-Ma“ schreit, ausgelöst durch das Wah-Wah-Pedal des Gitarristen. BLACK TEQUILA heisst die Band, von der gerade der krachende Song „Suicide Plan“ läuft. Spielen demnext beim IT Sommerfest in Dresden (restliche Tourdaten zukünftig im Tourverzeichnis), das Quintett zelebriert einen Mix aus schreiendem Metalcore, Nu Metal und hat sogar eine hinreissende Violinistin namens Juliane Fetter im Lineup. Alter Schwede!
Das erste Bier ist versenkt – und weiter geht es mit BOMB WHATEVA? Ich lach mich kaputt, was für ein Name! Die ersten Takte machen klar – das ist ein Stück für die Rock Disco! Beatcounter angeschmissen - 172 beets in der Minute – hervorragend zum Pogo-Rocken! In Minute 02:18 der erste Redaxtions-Stage-Dive – das Gitarrrensolo brüllt aus dem Lautsprecher – aber wenn man auf die scharfe Startseite der Band mit dem ultimativen Kung-Fu-Tritt klickt, kommt man zur Mainstream-Facebook-Seite – DAS passt irgendwie gar nicht zusammen! Egal: Der Song „Deliver“ macht Bock auf mehr Stoff von dieser Band.
ENCYPHER umschreiben ihre Musik als „Alternative trifft auf Progressive, gepaart mit Nu-Rock und dem Groove der 90er“ – das heisst in der Fachsprache: Hier treffen die heavy Riffs von „The Cult“ auf den Krach-Funk der RHCP und oben drauf sitzt der voranpeitschende Gesang von „Clawfinger“ . Ach so – warum habt Ihr das nicht gleich gesagt. Die 5 Musiker der Band kommen übrigens aus der Eifel und wüten seit einigen Jahren in der dortigen Region und in Luxemburg. “Eyes Of A Storm” besitzt ohrwurmiges Hammer-Potential!
Der Name ASTRAY kommt mir bekannt vor – seit Jahren schleppe ich eine Maxi von links nach rechts, die ich irgendwann mal auf einem Ramschtisch eines Flohmarktes gekauft hatte. Aber nach kurzer Recherche klärt sich dann auf, dass meine alte Maxi 1999 von einer finnischen Band gleichen Namens veröffentlicht wurde und DIESE Band hier hat sich auf der Insel Rügen gegründet und wurde im Winter 2011/2012 nach dem Release ihrer Debut CD von der nationalen Fachpresse mit Lob überschüttet – kann ich gut verstehen, hier in „Hope And Pain“ wird erstklassig produzierter Thrash Metal mit zweistimmigen Gitarrenriffs und einer Wände einreissenden Stimme geboten und auch das Gitarrensolo kann punkten – Saitenschlächter Matze zeigt, wie man eine bluesig-pentatonische Tonleiter mit schnellstem Alternate-Metal-Picking kombinieren kann.
STORM OF PAIN gehen in die etwas härtere Metalcore-Ecke, kommen aus Neckarsulm (wunderschöne Gegend dort, übrigens!) und haben ihr „Scyscrapers“ mit gut tanzbarem Schaukel-Groove versehen. P.S. Auf der Myspace-Seite steht der Songtitel ohne das finale „s“ – ja wattenuh? “
Hey! Somebody Want Some Icecream?” brüllt die Stimme, die das punkrockige “Prepare For Loveshock” einläutet. Einleitet? Egal! AN ASSHOLE FOR LOVE nennt sich die Formation aus Saarbrücken, die im September in Erkelenz beim „Fight For Youth Festival“ zeigen wird, was sie drauf hat: Besten wuchtigen Street Punk, wie er auch von Fans der Bands „The Exploited“ oder „The Misfits“ geliebt wird. Einer meiner Lieblinxsonx auf dieser CD!
Der erste “Bruch” wird von einer weiblichen deutschsprachigen Stimme eingeleitet, die den Titel “Du wirst vermisst” singt. Es ist Sylvia Hochscheid von einer deutschen Band namens MEMO. Göttlich gefühlvolle, aber trotzdem intensiv- kraftvolle Stimme mit zartem Tremolo im Kehlkopf, feine akustische Gitarrenarbeit von Thomas Hochscheid, emotionales Songwriting, das mich zunächst einmal von der Partystimmung, die die ersten 6 Songs verursacht haben, herunterholt, aber dann wiederum restlos begeistert. Was für ein – man verzeihe mir meine überbordende Gefühlsregung – mörderischer Hammer von einem Song!
Die “Finest Noise”-Party geht weiter - seid Ihr noch bei mir? “Forgive Me” heisst der Song der Band SADD. Feine rockige Vocal Harmonien singen gegen eine warme garagenrockige Gitarrenwand. Ohrwurm! Definitely! Das folgende “Questions” von THE AVAYOU ist der bisher schnellste Song der CD (204,8 bpm), aber die Band drückt nicht nur auf die Tempodüse, sondern hat auch ab Minute 02:23 filigrane Feinstarbeit von der Qualität einstiger „Wishbone Ash“ Meisterwerke zu bieten.
Weitere empfehlenswerte Anspieltipps: Der orchestrale, mitreissende Rocker „You’re Gone“ von JAKE & THE CONVOLUTION“ (aus Stuttgart) wird vorangetrieben von einer starken Band und der Stimme des Sängers, die mich mich an einen Mix aus Nik Kershaw (die Leidenschaft), Simon Le Bon von „Duran Duran“ (die Power) und Paolo Nutini (die heisere Erotik) erinnert. Mädels! Der Typ sieht auch noch richtig heiss aus! Ein geiles Stück! Den Song meine ich natürlich!
Die grösste Herausforderung an den Hörer der CD ist das komplex anmutende „Short Cup Meeting“ von GLOWS mit dramaturgisch gestrickten Vocals, die irgendwo (schon wieder) an die „Wild Boys“ von „Duran Duran“ erinnern, andererseits an die kastratischen Höhen von Mika, während die Band experimentelle Breaks und Gitarren-Riffs einstreut, die mich an die Musik des Avantgardisten „Snakefinger“ und nuanciert auch an die „Frippertronics“ von Robert Fripp denken lassen. Erstmal durchatmen und zurück auf den Boden der Tatsachen mit NEOTON, die ein punckrockiges „Liebes Lied“ aus den Lautsprechern brüllen.
BIG EDEN sind laut, heftig und haben eine grosse Menge Spass mit “What Do You Waiting For” und GUMMO (Watt für’n Name!) brummen ein psychedelisches krautrockiges und gar nicht massenkompatibles “Arm Of The Homeless” - so ein Stück würde ich mir gerne auf dem Soundtrack des nexten “Dario-Argento-Slasher”- Films wünschen!
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