Kultmaterial für Psychedelic Rock Fans und vor allem für PINK FLOYD Fans. „The Early Years 1969: Dramatis/Ation“ beinhaltet Stücke, die allesamt im Jahr des „Woodstock“-Festivals aufgenommen worden sind, auf Disc 1 sind gibt es fünf kongeniale Beiträge aus dem Film „More“, die seinerzeit zwar die cineastischen Bilder beschallten, sich aber nicht auf dem gleichnamigen Soundtrack befanden. Danach ist ein von der BBC mitgeschnittener Auftritt vom 12. Mai 1969 zuhören wie auch Live-Klänge vom 09. August 1969, als PF ein Konzert im Amsterdamer „Paradiso“ gespielt haben. Wahnsinn – den niederländischen Club gibt es heute immer noch – da dürfte auch bald das 50jährige Jubiläum anstehen, oder? Und tatsächlich – 1968 wurde der Club offiziell eröffnet, wer noch gar nichts gehört hat von der Location, kann einfach hier mal gucken oder besser noch einfach mal vorbei schauen: https://www.paradiso.nl/
Der Löwenanteil des BBC-Konzertes wird natürlich von den Liedern des im gleichen Jahr veröffentlichten Doppel Albums „Umma Gumma“ bestritten – für mich auch heute noch nach 48 Jahren (Stand: Juni 2017) DIE Blaupause für den Terminus „Psychedelic Rock & Art Underground“. Und ich bin mir sicher, dass dieses Album Kohorten von ähnlich gestrickten Bands („Nektar, „Amon Düül II“, „Camel“ und und und) beeinflußt hat. Erstaunlich ist der transparent gute Sound – da habe ich schon viel schlimmere Broadcasting Geschichten gehört in letzter Zeit (wie das üble „Dream Theater“ Album „New Millennium“), aber der Fairness wegen muß auch bemerkt werden, dass diese BBC-Recordings nicht ganz die mystische Genialität der Songs des Original Albums erreichen, bestes Beispiel dafür ist „Careful With That Axe, Eugene“. Ganz anders die Aufnahmen im „Paradiso“, hier klingt alles schön düster und alptraumpsychedelisch und ich kann mir halbwegs vorstellen, wie es damals während der Blütezeit von LSD und Dope gerade im Club der niederländischen Metropole abgegangen sein muß. Ich selbst war gerade dabei, als heranwachsender Teenager meine ersten poprockmusikalischen Schritte zu tätigen und war damals noch ein „Unbefleckter“ in Sachen bewußtseinsverändernde Substanzen (ha, ha, die Insider haben’s erkannt, meine GoT-Vergangenheit läßt schön grüßen!). Und so ist das 12 ½ minütige „Set The Controls For The Heart Of The Sun“ auch das zweite Highlight des Albums (nach dem „Theme From More“ an zweiter Trackposition).
CD 2 startet mit dem „Daybreak“ und ich denke zeitweilig, dass ich mich im falschen Film respektive falschen Konzert befinde oder eine falsche CD in den Player geworfen habe, denn die Nummer hört sich genau so an,als ob ich mich gerade auf einem Album des schottischen Songwriters „Donovan“ befinde. Ist mir so noch nie aufgefallen, das Stück beinhaltet Elemente des PF-Klassikers „Grantchester Meadows“. Es ist gleichzeitig der Auftakt zum im September 69 gespielten Konzert im Amsterdamer „Concertgebouw“, danach geht es experimenteller zur Sache mit „Work“, in dem sich Schlagzeuger Nick Mason mit Glöckchen, Timpany und diversen anderen perkussiven Spielereien austobt. Auch zum ruhig beginnenden „Afternoon“ fällt mir ein fast zeitgleicher sehr beliebter Act namens „Cream“ ein, der Song, der am Ende mit verzerrtem Gitarrensolo fast episch anschwillt, ist ein guter Fingerzeig dafür, dass PF auch jederzeit als Blues Rock mit psychedelischen Schwingungen hätten erfolgreich sein können. Weitere Anspieltipps von Disc 2: „Beset By Creatures Of The Deep“ (eigentlich „Careful With That Axe, Eugene“) und „The Labyrinth Of Auximenes“, aber eigentlich ist es ratsam, wie so oft bei den ersten Alben von PF, alles in einem Rutsch durch zu hören. Erwähnenswert noch der Hinweis, das PF-Novizen wohl eher erst mal eines oder mehrere der Studio Album anhören sollten, bevor sie sich dieses Teil antun, es sei denn, es macht ihnen nichts aus, wenn „Sänger“ Roger Waters wieder mal wie in „The Narrow Way, Part 3“ mit grauslich-schauderhaften „DSDS“-Qualitäten am Mikrofon glänzt. Im Studio wurde dieses Manko natürlich mit ein paar klangtechnischen Hilfsmitteln immer sehr gut kompensiert. Und wer sich auf die “Pink-Floyd”-Reise von Beginn an begeben möche - auf keinen Fall mit dem grauslig-langweiligen Schlager Art Pop Album “The Wall” beginnen!
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