Die Einfallslosigkeit der Tonträgerindustrie macht sich immer dann bemerkbar, wenn wieder einmal ohne jegliche Not eine weitere „Greatest Hits“-Kollektion eines Künstlers veröffentlicht wird und von dem mittlerweile bestimmt über 100 diverse Best-Of-Zusammenstellungen auf dem Markt sind. Wer braucht denn die X.Kopie von Hits, die schon so oft aufgewärmt worden sind und die sich mit Sicherheit bereits im heimischen Bestand der Fans befinden? Die meisten der auf diesem Doppel Album vertretenen Songs gab es auf der 2004er „Ultimate Collection“, und von wegen „Ultimate Hits 1968-2013“ – wo sind denn die 1972er Kracher „Pardon Me Sir“ und „Black Eyed Blues“? Und wo wir schon beim Lästern sind: Ein Hit ist ein Song, der sich irgendwann in den Charts herumgetrieben hat und das trifft auf sieben der vertretenen Oldies nicht im Mindesten zu. Die Cover Versionen „Come Together“ (Original: Beatles) und „Can’t Find My Way Home“ (Blind Faith) sind zwar ebenfalls großartig gesungen, haben es aber nie auf eine Single respektive in die Hitlisten geschafft. Aber die plakativen meist völlig übertriebenen Werbekampagnen der Tonträgerfirmen (da wird schnell mal alle paar Wochen DAS Album des Jahres, Album des Jahrzehnts usw. angekündigt) sind sowieso meistens an den Haaren herbeigezogen. Den Fans der jeweiligen Acts ist das aber sowieso egal.
Von „Cry Me A River“, „The Letter“ und „You Are So Beautiful“ gibt es die (zwar auch interessanten) Live Versionen, die aber den Vergleich mit den Studio-(Hit)Versionen nicht bestehen, vor allem was den Klang des Originals betrifft. Einige bisher nicht auf anderen Kollektionen befindliche Titel gibt es aber auch – die Stimme von JOE COCKER ist wie geschaffen für die Ballade „One“, mit der die irischen „U2“ Anfang der 1990er einen Meilenstein der Rockhistorie vorgestellt haben. Durch die exzellente Performance des englischen Sängers erfährt diese Perle noch einmal eine weitere himmlische Aufwertung. Auch wundervoll: Das tolle Violinenspiel von JERRY GOODMAN in diesem Song. Die “real music lovers” kennen diesen grossartigen Musiker natürlich durch seine früheren Aktivitäten beim “Mahavishnu Orchestra” oder in der Jazz Rock Gruppe “The Flock”. Info: Die oben angegebenen Jahreszahlen beziehen sich auf das Jahr, in dem der jeweilige Song als Single veröffentlicht worden ist. Im “Joe-Cocker”-freundlichen Deutschland konnten sich lediglich zwei dieser Songs in den TOP 10 der Single Charts platzieren: “With A Little Help From My Friends” 1968 und im Jahr 1982 das mit JENNIFER WARNES im Duett gesungene “Up Where We Belong”. FAZIT: Natürlich bleiben wir in der Bewertung objektiv und ziehen das Fazit, dass das Doppel-Album in die Sammlung eines jeden Musikfans gehört unter der Prämisse, dass der überwiegende Anteil der Songs noch nicht im Regal steht.
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