Die Platte beginnt mit DEM Überhammer überhaupt. “Nutbush City Limits” ist Tina’s Hommage an ihre Heimatstadt, an die Tempo-Wächter, die zur damaligen Zeit mit Sicherheit aus Spass an der Freude den einen oder anderen “Soul Brother” eingebuchtet haben. Wer den Song nicht kennt, ist selbst schuld und hat sehr viel versäumt in seinem musikalischen Leben. Nachholen. Kaufen!
So - genug mit mainstreamigem Soul. “Make Me Over” ist hart, black, proud und Tina authentisch, wild, sexy, tobendes Naturelement. Schlichtwenig eine Granate. “I Wanna Be A Star! I Wanna Have A Big Name” You Got It, Babe! Wenn ich daran denke, welcher Schrott im Radio läuft und Songs wie diesen kennt kaum einer. Okay, sorry - die wahren Black Music Freunde kennen das Stück natürlich.
Die Kaffeekanne pfeift in den höxten Tönen - denkt man. Es ist aber Ike auf dem Keyboard, der mit dem schrillenden Sound “Drift Away” einleitet. Eine grossartige “Ike & Tina”-typische Sweet Soul Ballade, die zwischen dem 6/8tel Shuffle der Band und den plötzlichen Ausbrüchen Anna Mae’s lebt.
Nach der ruhigeren (bluesigen) Ballade “That’s My Purpose” kommt der Song, der später zum Stück “Delilah’s Power” mutiert ist. “Fancy Annie” trägt eindeutig die Handschrift von Ike Turner: Clavinett, puckernder Bass und die hart angeschlagene Rhythmus-Gitarre.
Richtig Power gibt’s beim Auftakt von Seite 2: “River Deep, Mountain High” war eines DER Highlights in Tina’s Karriere, von Ike immer sehr argwöhnisch begutachtet, aber mit 25.000 $ versüsst. Er wurde von Phil Spector “entlohnt”, damit er seiner besseren Hälfte gestattet, den Song ohne sein Mitwirken auf zu nehmen. Hier auf dieser LP ist allerdings die (auch hörenswerte) alternative Blues- Rock-Version zu hören.
Piano & Orgel starten “Get It Out Of Your Mind” - toller R’n’B-Schmachtfetzen - Tina befindet sich in Höxtform, Ike gibt sich funky und spielt sogar einen kleinen Mellotronsolo. So schwarz, dass man als Hörer das Gefühl hat, sich inmitten eines Clubs in Harlem zu befinden.
Die folgenden “Daily Bred” und “You Are My Sunshine” sind rockig-funkige R’n’B Shuffles mit phätten Bläsersätzen, wie sie in den 60ies populär waren - am Ende kommt der “Nutbush”- Clone “Club Manhattan”, gleicher Gitarrenriff, nur das Tempo ist jetzt etwas langsamer. Es sollte das letzte hochklassige Alben der Beiden gewesen sein, bevor es einige Jahre später zum Bruch durch Tina’s Flucht in eine andere Welt kam.
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