Die Platte beginnt ruhig - knarzende Töne vom Kontrabass - Flagolett-Töne - einige locker dahin geworfene Licks vom elektrischen Piano. Auf einmal steht eine Stimme im Raum (als ich die Platte das erste Mal in den 80ern hörte, dachte ich zunäxt, von irgendwo einen Telefonanruf zu bekommen) ”Hello. This is Nummo - The Majick Song ... we finally have to do this song - to keep the evil spirits away”. Wer die ersten Takte hört, weiss noch nicht, welche Free-Fusion-Hölle wenige Minuten später auf ihn einbricht. Gary singt mit weicher Stimme und dann spricht er “So we asked everybody who is in here with some bad thoughts and vibrations - so this is your time to leave - and take those bad thoughts outside ‘cos we can’t use’em in here, okay?”
Diese Aussage charakterisiert die Musik dieser Platte, denn sofort danach geht die Post ab. “Sifa Zote” - und alles ist anders. Wilde & freie Improvisationen jagen durch die Lautsprecher Membranen. Gary Bartz mit seinem Saxofon voran. Klar - ein richtiger Leader steht vorne im Schlachtgetümmel. Headbanging für Coolies! Dieses zweite Stück präsentiert die grosse Schublade Jazz in all seinen Facetten. Swing, Bop, Fusion, wonderful!
Bassist Stafford James und Drummer Howard King übernehmen das rhythmische Führerhaus und Pianist Hubert Eaves tobt sich auf dem Tender aus. Wo ist Gary? Vertreibt er die restlichen schlechten Gedanken? Tosender Applaus vom Publikum. Ohne Pause geht es nahtlosüber in einen Latin-Jam. Howard treibt mit den Becken an. Gary kommt wieder ins Spiel - singt - muss nicht unbedingt sein - ”Nimm Deine Tröte und spiel” denke ich - er hat mich gehört und tut es. “Ju Ju Man” schreit, quietscht, jault und singt. Gary Bartz ist der leibhaftige Juju Man!
Side B beginnt mit einem ebenso wilden Jam. “Bertha Baptist” ist unkontrolliert und ungemütlich, weil alle Protagonisten nach zwei Minuten sämtliche Hemmungen über Bord schmeissen und einfach los rocken. “Don’t Fight That Feeling” - hier singt Gary wieder - alledings passt er sich dieses Mal dem Tempo an - ein lockerer swingender Jazz-Funk ist es jetzt - drums klingen gut, hart und die “2” betonend. “Mama’s Soul” betont wieder die Latin-Jazz-Geschichte - erinnert jetzt ganz stark an die Salsa-Vibes von Charlie oder gar Eddie Palmieri. Die Nummer ist dermassen lebhaft, dass ich direkt anfange zu tanzen. Dr. Music wie er leibt und bopt!
Die Seite 4 besticht mit “Dr. Follow’s Dance”, einer wilden Hetzjagd zwischen den Kadenzen. Gab es zu Beginn des Konzerts noch so etwas wie ein swingendes Element, so sind jetzt eher Attribute wie Jazz-Funk und Ausgelassenheit angesagt. Das ruhige “Peace And Love” beschliesst ein grossartiges 80minütiges Konzert.
|