Höchst verwirrend mutet an, wenn man sich das Cover des Albums „Essential Jazz Guitar“ betrachtet und dann die Namen im Tracklisting liest. Yusuf Lateef? Baden Powell? Art Farmer? Herbie Mann? Alles andere als Gitarristen und erst wenn man sich mit dem Line up (personelle Besetzung) der einzelnen Formationen beschäftigt, erkennt man den Sinn der Sache. Im Quartett von Lateef und später auch in der Band von Leo Wright hat ein gewisser KENNY BURRELL mitgespielt (im akustischen „Michelle“ ist der New Yorker sogar in einer kurzen 01:45 Minuten-Soloeinlage zu hören), beim Trompeter Farmer war es die Jazz-Koryphäe Jim Hall und beim Modern Jazz Quartet gab der brasilianische Bossa Gitarrist Laurindo Almeida seine Kunst zum besten. Was die Klangqualität betrifft – die schwankt von „mal gut laut“ und dann wieder „sehr leise“ im Gegensatz zu anderen Stücken, so dass der Fan ständig beschäftigt sein dürfte, den Volumenregler zu justieren, wenn man nicht gerade über einen TOP Kopfhörer verfügt, der gut mit der antiken Stereophonie umzugehen weiss. Und was die essentiellen Beiträge angeht, beim vorhandenen Material handelt es sich lange nicht um den besten Stoff – nicht mal ansatzweise – der vertretenen Gitarristengilde. Und im Falle von Eddie Harris von „Jazz“ zu sprechen, ist eine klare Themaverfehlung der für die Zusammenstellung des Albums verantwortlichen Marketingleute (Setzen, Note Sechs!), weil der Mann an den 6 Saiten hier zwar gut spielt, aber doch astrein mit bluesigen und souligen Licks um sich wirft. Das in der Summe recht langweilige 12minütige „Eddie Harris Sings The Blues“ kann aber gut zu Pinkelpausen genutzt werden, damit man rechtzeitig zurück ist, wenn das nächste Stück beginnt. Aber um mit meiner Kritik nicht zu heftig am Holz der Instrumente zu rütteln – wer ein angenehmes Jazz-Lounge-Album sucht mit handgemachten Oldies, bei denen die Gitarre mal mehr, aber doch überwiegend weniger im Vordergrund dudelt, kann durchaus einen Hörgang wagen. Highlights: „Flat Out“ von JOE SCOFIELD, das prog-bossa-jazzige „Valsa Numero Um“ von BADEN POWELL, das swingende „Two Degrees East, Three Degrees West“ von John Lewis mit (wiederum) dem Synkopen-Monster JIM HALL an der Gitarre, das relaxt groovende „The Heist“ von BARNEY KESSEL, natürlich die „Tango Suite“ von AL DI MEOLA und das fusion-jazzige „Once Upon A Dream“ vom Violinenvirtuosen Jean Luc-Ponty, der bei den Aufnahmen zum 1976er Album „Imaginary Voyage“ den späteren „Genesis“-Gitarristen DARYL STUERMER engagiert hatte. Am Ende sei noch eine Bemerkung erlaubt: Dass die Verantwortlichen Kompilierer nach dem Al-Di-Meola-Feuerwerk noch einen weiteren Titel von ATTILA ZOLLER ans Ende gestellt haben, zeugt einfach von mangelndem Sachverstand, sorry – vielleicht solltet Ihr Euch einen Job irgendwo in der Stadtverwaltung suchen oder beim lokalen Müllheizkraftwerk.
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