Lange, bevor BOB SEGER seine größten internationalen Erfolge feiert mit den Klassikern „Night Moves“ oder „Fire Lake“, wurde er in den USA schon ein paar Jährchen zuvor als Geheimtipp der Szene Insider gehandelt. Mit seiner Band war er bekannt dafür, hinreißende Auftritt hinzulegen und konnte sich vor allem Live nationwide eine große Fan Community erspielen. „Transmission Impossible“ dokumentiert ein 1974 in Denver gespieltes Konzert, das von einem lokalen Radiosender aufgezeichnet worden ist. Der 3er CD-Set beinhaltet auf der zweiten und dritten Disc zwei weitere Live Auftritte aus den Jahren 1980 (in Detroit) und 1983 (in Hartford) – ganz klar ist der 3er Set ohne Umschweife ein Must Have für die Fans des Sängers. Die diversen Band-Formationen spielten geil (u. a. Drew Abbott als festes Bestandteil der „Silver Bullet Band“ an der Gitarre), Frontman Bob zeigt durchgehend, warum er in den 70er und 80er Jahren weltweit zu den besten Rock Sängern gehörte. Eines der Highlights auf Disc 1 ist der funkrockige Knaller „I’ve Been Workin“ (eine Cover Version einer „Van Morrision“-Komposition). Mit „Nutbush City Limits“ (O: Ike & Tina Turner) und „Let It Rock“ (O: Chuck Berry) gab es weitere Cover Versionen im Setup der Band. Eine erste Studio Version von „Nutbush“ sollte es erst viel auf dem später erscheinenden 1975er Album „Night Moves“ gaben. Und natürlich gibt es auch ein paar Raritäten wie „Sail On“, das – so die Ansage von Bob – es damals nicht auf das 74er Studio Album „Seven“ geschafft hatte. Drei Zugaben hat sich das anwesende Publikum erklatscht, darunter auch die BS-Komposition„Rosalie“, die ein Jahr später auch von der irischen Band „Thin Lizzy“ auf deren 75er Album „Fighting“ aufgenommen worden war. Im 258 Personen fassenden Rock Club „Ebbets Field“ spielten übrigens weitere Kultbands wie „Sugarloaf“, die damals international noch nicht so sehr bekannten „Lynyrd Skynyrd“ oder „Taj Mahal“ – die meisten Konzerte wurden mitgeschnitten und sind in Planung, teilweise veröffentlicht zu werden in der Reihe „KCUV Live From Ebbets Field“ – ein Sampler („Volume One, 1973-1976) existiert bereits und kann per Import bestellt werden. Der Club wurde 1976 auch schon wieder nach dreijährigem Bestehen aus finanziellen Gründen geschlossen.
Fetterer Sound und größeres Volumen dann auf der zweiten Disc. „Live At The Cobo Arena“ in Detroit nähert sich schon etwas eher dem bekannten 1977er Live Album „Live Bullett“. Während 74 eine kleinere Bandbesetzung spielte, war BOB SEGER mit einer kompletten Bläserfraktion unterwegs. Die besten Stücke sind hier der Rock’n’Roller „Betty Lou’s Gettin‘ Out Tonight“, der von der Audience mit frenetischem Jubel gefeiert wird und das während der Zugabe gespielte „Hollywood Nights“.
1983 war die „Silver Bullet Band“ dabei, auseinanderzubrechen. Gitarrist Drew Abbott hatte mehrere Angebote von diversen Bands und er konnte sich nicht mit der vermehrt angewandten Recording Philosophie von Bob Seger, fast nur noch auf Session Musiker zurückzugreifen, anfreunden. Beim Konzert in der Hartfield Arena war er dann auch schon gar nicht mehr mit von der Partie – Bassist Don Brewer (kam von Grand Funk Railroad) und Dawayne Bailey (Gitarre) werden als neue Bandmitglieder vorgestellt. Craig Frost (ebenfalls GFR) sitzt an den Keyboards und im Chor sang mit Laura Creamer ein ehemaliges Mitglied der 60ies Girl Group „Honey Ltd“. Klangtechnisch ist das Konzert in Hartford (im Bundesstaat Connecticut) nicht unbedingt das Gelbe vom Ei gewesen und steht deutlich qualitativ hinter den beiden anderen Aufnahmen von Denver und Detroit. In „Old Time Rock & Roll“ ist gut zu hören, dass hier versierte Musiker spielen, die zwar einen professionellen Routine-Job erledigen, aber die Band spielt vor allem die älteren Klassiker nicht mehr so tight und leidenschaftlich wie es noch ein paar Jahre zuvor der Fall gewesen ist. In „Turn The Page“ kommt es mir vor, als ob das messerscharf sägende Saxophon von Alto Reed mitten in meinem Gehörgang sitzt und mir das letze Quentchen Begeisterung aus dem Gehirn blasen möchte. Die besten auf CD 3 sind (wieder) „Betty Lou“, „Fire Lake“ (immer ein Erlebnis, auch wenn die hier von C. Frost gespielte Orgel nicht so geil klingt wie die von Barry Beckett von der „Muscle Shoals Rhythm Section“) und „Her Strut“.
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